Freitag, 23. September 2011

Wasserhahn

Es gibt Momente, die sind wie ein tropfender Wasserhahn. Unausweichlich.

Tap!
Tap!
Tap!

Man kommt nicht aus seiner Blase heraus. Das Geräusch des Wasserhahns klingt dumpf hinein und wird unerträglich laut.

Tap!
Tap!
Tap!

Diese Momente wären der Inbegriff von Langeweile, wenn sie nicht so unerträglich wären.
Man hat das Gefühl, dass irgendwo im Körper eine Flüssigkeit durch ganz viele, dünne Äderchen schießt. Und als ob das Hirn pocht und sich in naher Zeit durch die Augenhöhlen seinen Weg ins Freie suchen wird.
Wenn man sich mal von diesem Moment mitreißen lässt, ist es fast wie der Anfang einer Panikattacke oder eines Asthmaanfalls.
Aber das tut man nicht. Weil diese Moment immer dann vorkommen, wenn man gerade beobachtet wird oder aufmerksam sein sollte. In der Schule oder in der Bahn, kurz vor der Station, an der man aussteigen muss. Immer unter Menschen natürlich.
Warum sollte man sich sonst beklemmt fühlen, wenn nicht wegen Menschen?
Nicht einmal nur in der Öffentlichkeit, auch zuhause.
Wenn ich mal aus meinem Bett nach rechts blicke, ist da auf meinem Nachttisch direkt ein riesiges Foto zweier meiner Freundinnen. Von meiner Tür schauen mich Steve Naghavi, Andrew Eldritch, ein Model, Andy LaPlegua und die Herren von Hurts an. Weiter geht es auf meiner Kommode neben der Haustür. Gleich zwei Bilderrahmen mit mehreren Fotos meiner besten Freundinnen.
Wahrscheinlich ist es ganz normal, sich mit Bildern zu umgeben, die an gute Erinnerungen gekoppelt sind. Und vielleicht bin ich mit diesem Gefühl alleine, aber manchmal habe ich das Gefühl, diese Gesichter starren mich an. Und dann wieder das Tropfen.

Tap!
Tap!
Tap!

Als würde es in meinem Kopf tropfen und die Flüssigkeit irgendwo in mir sanfte Wellen schlagen.

Ich schließe die Augen einige Sekunden und öffne sie dann ganz weit. Das ist die einzige Möglichkeit aus diesem Alltags-Albtraum aufzuwachen. Manchmal fühle ich mich danach sogar etwas schwindelig. Verwirrt sowieso immer.
Dann frage ich mich oft, ob das Ganze wirklich Realität gewesen ist, oder ich für einen kurzen Moment weggenickt bin. Und ich komme eigentlich immer erst dann zu der Erkenntnis, dass diese Momente echt sind, wenn ich wieder in einen von ihnen hineingerate.

Tap!
Tap!
Tap!

Was da wohl ein Leck hat?

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