Samstag, 10. September 2011

Helsinki!
Wenn ich die Augen schließe und ganz tief einatme, kann ich mich noch an das Gefühl erinnern, in dieser Stadt gewesen zu sein.
Ich brauchte eine lange Zeit, den Schaden loszuwerden, den sie mir angetan hat. Und eine noch längere Zeit, um wieder die ganze Schönheit ihrer zu sehen.
Wenn ich an Helsinki denke, kommt mir merkwürdigerweise immer zuerst die Straße zwischen dem Vorplatz vom Kamppi und dem Sokos in den Kopf. Auch wenn sie weder für mich, noch für die Stadt eine große Bedeutung hat.
Dann kommt eine Flut von Bildern. Der Seiteneingang vom Kamppi, der auf die Straße zum Tavastia führt. Der Bahnhof mit diesen riesigen Figuren darauf. Das PRKL, die Bar, die meine damals beste Freundin und ich regelmäßig besuchten. Ruolahti!
Riesige Schneeberge überall in der Stadt. Wasser und Matsch auf den Straßen. Laternen, die um 15 Uhr bereits an sein müssen, weil der Himmel so grau ist.
Das Gefühl von -15 Grad auf nackter Haut, weil man grad erst seine Handschuhe anzieht.
Der Schreck, wenn mal wieder eine Straßenbahn achtlos auf einen zuschießt.
Der Geschmack von Regen und Lonkero auf den Lippen.

Dunkelheit! Auf die gute Art und Weise.
In Helsinki hatte Dunkelheit immer etwas von Spannung, freudiger Erwartung und Aufgeregtheit. Sie war nie bedrückend. Nichtmal wenn die Stadt selbst es war.
Vielleicht ganz logisch wegen der Schneeberge, die das Licht der Laternen reflektierten. So war zwar der Himmel dunkel, die Stadt aber eher hell.
Oder es war einfach, weil Dunkelheit meist mit Spaß verknüpft war. Im Dunklen gingen wir auf Konzerte, in Bars oder stellten nur so Blödsinn an.

Ja wir...
Wir gegen den Rest von Finnland.
Was haben wir diesen Exoten-Status ausgenutzt.
Claire und ich passten einfach überhaupt nicht zusammen. Wir waren damals beide extrem unsicher, vom Leben gelangweilt und hatten keine Moral. Giftige Mischung! Ich bin noch immer so. Mit ihr habe ich lange nicht gesprochen.
Wären wir ein Liebespaar gewesen, hätten wir uns wahrscheinlich Aschenbecher hinterher geschmissen. Es war entweder extrem gut oder extrem schlecht.
Vielleicht gar nicht so dumm, dass ich irgendwann die Notbremse gezogen habe und wieder nach Deutschland gezogen bin.

Natürlich vermisse ich das Ganze. So sehr wie ich froh bin, dass ich es nicht mehr habe.
Logisch sollte ich Helsinki wahrscheinlich nie wieder als Lebensmittelpunkt in Betracht ziehen.
Emotional tue ich das sehr.
Es ist ein bisschen wie diese Kälte, die sich morgens um 4 am Busbahnhof in deine betrunkenen Knochen frisst. Total unangenehm und trotzdem sitzt man mit einem Grinsen da und fühlt sich großartig.
Meistens zumindest...

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen