Donnerstag, 25. August 2011

Watte

Als ich einen kurzen Moment im Unterricht von meinem Arbeitsblatt aufsehe und mich zu meiner Klasse umdrehe, sehe ich nur eins – Watte!
Ich kann es wirklich nicht anders beschreiben – es ist WATTE!
Farblos, formlos, gehaltlos,… Sogar die, die sich für individuell halten.
Und wieder plagt mich mehr denn je die allgegenwärtige Frage: Sehe nur ich das?
Kein Wert, gar keiner.

Meine Lehrerin ist so eine verplante Öko-Trulla, die sich damit schmückt in irgendeinem Komitee für intereuropäische Praktika zu sitzen. Wie sie da am Overhead-Projektor steht, ist sie ein absolutes Klischee. Das – und ihr grausames Englisch – kotzt mich so sehr an, dass sich eine dicke Wolke Aggressionen in mir hoch schleicht.

„Bitte lesen Sie die Kästchen mit den Ausdrucksformen durch und lösen Sie die Aufgaben a bis c!“

Bitte stecken Sie sich Ihre Aufgaben auf Kindergarten-Niveau dahin, wo die Sonne nicht scheint, und lassen Sie mich mit ihrem Unterricht doch bitte in Ruhe, bis er nicht mehr so anspruchslos ist, dass er mein Sprachzentrum beleidigt!
Oder lernen Sie doch wenigstens wie man ein th ausspricht!

Das sind Menschen, wo mir das Wort „Fotze“ in den Kopf kommt.
Es ist ein unschönes Wort, was ich eher selten benutze, aber bei solchen Personen kann mein Hirn nicht anders.

Wenn man schon so durch ist, dass man nicht mal mehr merkt, dass sich selbst die Watte über einen totlacht.

Die Watte… Sie wogt vor sich hin.
Unberechenbarkeit wäre erfrischend. Ein kleiner Moment Chaos. Oder eine herausragend geistreiche, charmante, witzige oder interessante Bemerkung.
Nichts!
Watte!

Ich habe schon fast das Bedürfnis ihnen ins Gesicht zu spucken. Vielleicht käme dann mal eine brauchbare Reaktion.

„Ina, machen Sie doch bitte das Nächste.“

Die 5. Klasse ruft an und will ihre Aufgabe zurück.

Natürlich mache ich sie trotzdem brav und lächle noch.
Dieses System möglichst offensichtlich zu verhöhnen ist doch das mindeste, was ich der Menschheit schuldig bin.

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